Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung vom Nationalsozialismus hielten Zora Claßen und Tammo Buchholz, Sprecherin und Sprecher der Grünen Jugend Oberberg, zwei eindrucksvolle Reden. Sie erinnerten an die Verantwortung aus der Geschichte und riefen zum gemeinsamen Einsatz für Demokratie, Frieden und Menschenwürde auf.
Zora Claßen
Liebe Freundinnen und Freunde,
wir sind heute am 8. Mai hier, um den 80. Jahrestag der Beendigung des zweiten Weltkriegs und der Befreiung vom Nationalsozialismus zu feiern. Doch es wurde nicht in erster Linie Deutschland befreit, sondern die Millionen von Menschen, die nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern Europas, unter Nazideutschland gelitten haben.
Denn spricht man von einer Befreiung Deutschlands klingt es, als wäre das gesamte deutsche Volk unterdrückt worden, doch das wurde es nicht. Viele waren Mitläufer oder sogar Täter – und begeistert von dem Kurs, den Hitler einschlug. Sie wurden geleitet von dem Hass, der Hetze und den Lügen, verbreitet von den Nationalsozialisten.
Ein Hass der zur Verfolgung und Ermordung von politischen Gegnern, von Menschen mit Behinderung, von queeren Menschen und von Millionen Jüdinnen und Juden führte.
Daran müssen wir uns erinnern, heute und immer. Wir müssen die Erinnerung bewahren und uns der Verantwortung stellen, die aus ihr folgt. Denn auch wenn wir heute keine Schuld an der Vergangenheit tragen, haben wir durch die Geschichte Deutschlands eine Verantwortung für die Zukunft. Die Verantwortung zu verhindern, dass es sich wiederholt, dass man wegsieht.Aber dass wir alle heute hier sind, ist ein ermutigendes Zeichen. Denn wir sehen, dass es sich wiederholen kann und wird, wenn wir nichts dagegen unternehmen. Wir sehen, dass Neonazis, nicht nur im Internet und auf den Straßen, sondern auch in den Räten und Parlamenten erneut Hass, Hetze und Lügen verbreiten. Und wir sehen, dass diese Art Politik zu machen auch in anderen Ländern der Welt zur Zeit erschreckende Erfolge feiert.
Aber Deutschland hat schon einmal erlebt, wohin diese Art von Politik führt. Und Deutschland hat vorgesorgt, damit es nicht nochmal passiert. Auch dafür steht der 8. Mai: denn vier Jahre nach Kriegsende - am 8. Mai 1949 - wurde unser Grundgesetz vom parlamentarischen Rat beschlossen und von den Alliierten genehmigt. Das Grundgesetz ist die Grundlage unserer Demokratie. Es wurde nach Jahren des Naziterrors und des Kriegs beschlossen und sollte bereits mit seinem ersten Artikel die Wiederholung dieser Grausamkeit verhindern. Seinen Wortlaut kennt ihr alle:
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist die Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
Deshalb ist der 8. Mai nicht bloß ein Tag des Gedenkens, des Erinnerns, sondern auch ein Tag des Kampfes für Demokratie, Frieden und Freiheit.
Ein Kampf, den wir zusammen kämpfen.Danke, dass ihr alle da seid
Tammo Buchholz
Wir stehen heute hier, am 8. Mai, um zu erinnern – und um zu kämpfen. Der 8. Mai ist der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Ein Tag, an dem wir nicht schweigen, sondern laut sind. Laut gegen das Vergessen. Laut gegen Faschismus. Laut für eine gerechte, solidarische und freie Gesellschaft.
Vor 80 Jahren endete das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte. Millionen Menschen wurden entrechtet, gefoltert, ermordet. Der 8. Mai ist kein Tag der Niederlage, wie manch Rechten immer noch behaupten. Es ist ein Tag der Befreiung. Denn Befreiung bedeutet: Nie wieder Faschismus!
Aber: Während Zeitzeug*innen sterben, sitzen heute wieder Faschistinnen in Parlamenten. Sie hetzen, sie relativieren, sie träumen von einer autoritären, weißen Gesellschaft. Und ja, sie sind brandgefährlich. Und deshalb sagen wir heute ganz klar: Kein Fußbreit dem Faschismus. Nicht auf der Straße, nicht im Parlament, nicht in den Köpfen!
Als Grüne Jugend stehen wir für konsequenten Antifaschismus. Für ein Erinnern, das nicht stehen bleibt beim Gedenken, sondern sich einmischt, wenn Menschen in diesem Land wieder ausgegrenzt, abgeschoben, bedroht werden. Wir stehen für eine Demokratie, die nicht nur auf dem Papier lebt, sondern auf der Straße – hier, heute, gemeinsam mit euch allen.
Wir kämpfen für eine Welt ohne Mauern. Für eine Gesellschaft, in der nie wieder jemand Angst haben muss, weil er oder sie nicht „deutsch genug“ sei. Unsere Solidarität gilt allen, die von Hass und Gewalt betroffen sind.
Der 8. Mai ist der Tag um für Freiheit zu kämpfen. Denn Freiheit, Demokratie und Menschenwürde sind nichts Selbstverständliches. Wir müssen sie verteidigen. Jeden einzelnen Tag.Lasst uns also erinnern – und handeln. Lasst uns gedenken – und kämpfen. Für eine Welt, in der nie wieder ein Mensch sagen muss: „Ich hatte Angst, weil ich anders bin.“
Nie wieder ist jetzt!
Dankeschön.
Ab dem 1. August will Donald Trump einen Basiszoll von 30 Prozent auf Waren aus der EU erheben. Die EU-Kommission versucht weiterhin, zu [...]
Ehrlich, streitbar, nahbar: Ein Impulspapier zur Gründung des Vorstandsbeirats Bündnisgrüner Osten von Felix Banaszak und Dr. Heiko Knopf. [...]
Laut aktuellem Haushaltsentwurf will die Bundesregierung die humanitäre Hilfe um die Hälfte kürzen. Für die Situation von Menschen in Not, in [...]